Direkt zum Inhalt

Bericht von der Bildungsdemo (Aktionstag 15.6.23)

Der Aktionstag wurde von vielen Initiativen gemeinsam getragen und organisiert.

Besonders tragend dabei der Verein von Eltern, von Lehrer:innen unterstützt, „Bessere Schule Jetzt“, der vor 2 Jahren bei massiven Einsparungen an Personal an den Pflichtschulen nach einem Hilfeschrei der Lehrer:innen kurzerhand entstand und innerhalb von 10 Tagen damals eine Demo aus dem Boden stampfte, an welcher 2.000 Menschen teilnahmen. Seither gab es von „Bessere Schule Jetzt“ 3 Demonstrationen und viele Gespräche mit Politikern

Weiters treibende Kraft war eine Initiative, die von Lehrer:innen gegründet wurde, „Schule brennt“. Eine österreichweite Vernetzung mit „Gemeinsame Bildung 2.0“ gab dann den Ausschlag, den Aktionstag österreichweit zu planen.                         

Im Vorfeld wurden immer mehr Organisationen, die im Bildungsbereich zutun haben, ins Boot geholt. Wir wollten zeigen, dass Bildung von früh bis spät wichtig ist und dass Bildung in Österreich prioritär behandelt werden muss, damit Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene durch Fortbildungen und Umschulungen sehr gute Chancen und Entfaltungsmöglichkeiten haben, ein sinnerfülltes Leben zu führen.

In den Bereichen der Elementarpädagogik, Pflichtschule, Freizeitpädagogik, Sonderpädagogik, Erwachsenenbildung, Lehre, auch AHS, BHS und weiterführenden anderen berufsbildenden Schulen gehen seit über 2 Jahrzehnten Einsparungen schleichend vor sich, in den letzten Jahren auch spürbar in schmerzhaften Sprüngen.

Ich kenne keinen Pädagogen, keine Pädagogin, die das nicht spüren, wir haben das meines Erachtens schon viel zu lange hingenommen und durch eigene Kraft aufzufangen versucht. Doch die rote Linie ist längst überschritten, jetzt müssen endlich auch die Gewerkschaften reagieren und Druck machen!

Am Aktionstag Bildung nahmen in Wien 10.000 Leute teil! Es war ein Riesenerfolg und ein Megaerlebnis. Unser Weg führte vom Sigmund- Freud- Park über den Ring zur Wipplingerstraße zur Bildungsdirektion und von dort zum Minoritenplatz zum Bildungsministerium und wieder zurück zur Hauptuni.

Reden gab es viele, wir hätten auch mehrere Tage füllen können, von Elementarpädagogik über Inklusion, Pflichtschule, Reden von Schüler:innen der Aktion kritischer Schüler:innen, auch sehr beeinträchtigten Schüler:innen, die gerade um ihr 11. und 12. Schuljahr ringen. (Dazu gibt es eine Klage auf Recht auf Bildung beim Verfassungsgericht von engagierten Eltern. ) Reden von Erwachsenenbildner:innen, Universität und Freizeitpädagog:innen. 

Diese hatten eine ganze Aktionswoche initiiert, um die Veränderungen zu „Assistenzpädagog:innen“ mit Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und Inkludierung in die Bildungsdirektion, abzuwenden. 

Besonders aufrüttelnd auch die Rede von Jugendlichen des Vereins „Change for the Youth“, die die Petition „Psychotherapie auf Kasse für alle“ initiiert haben und sich thematisch schwerpunktmäßig für Jugendliche mit psychischen Problemen einsetzen und eine Anlaufstelle für ihre Altersgruppe sein wollen. Vielen Jugendlichen geht es schlecht und sie spüren auch noch immer die Nachwirkungen des sozialen Ausschlusses der Coronajahre.

Die unabhängigen Gewerkschafter:innen der Pflichtschule hatten sich in die Vorbereitungen auch stark involviert (die kleinste Fraktion, sie waren schon 2021 bei uns dabei und solidarisch) und konnten dadurch Druck auf die anderen Fraktionen der Pflichtschulen ausüben. Der FCG schloss sich dann an, zuletzt auch noch FSG. 

Das war auch ein großer Fortschritt, denn es zeigte, dass auch die beiden Fraktionen der Großparteien aufgrund der starken Mängel im System nicht mehr stillhalten können, da der Druck aus der betroffenen Bevölkerung zunimmt, wobei wir dies erstmal mit Vorsicht mitverfolgten, da die Initiative aus der Bevölkerung (Eltern) und den Pädagog:innen der betreffenden Arbeitsfelder kommt, und nicht von der Christlich-sozialen Gewerkschaft oder den Sozialistischen Gewerkschaftern. Der FCG hatte gleich 4 Transparente auf der Demo, das zeigte auch, wie sie versuchten, das Aufsehen gleich an sich zu reißen und das Engagement für die Bildung auf ihre Fahnen zu schreiben.

Medial gab es im Vorfeld in Standard, ORF und Falter einiges an Artikeln, durchaus wahrheitsgetreu und inhaltlich gut recherchiert. Im Sigmund Freud Park gab es ein paar Interviews. Während der Demo gab es diesmal gar keine Videoaufnahmen oder Interviews, an diesem Tag wurde nur über den Streik und die Kundgebungen der Freizeitpädagog:innen berichtet, mit der „Sensation“, dass Andreas Babler auf der Kundgebung der Freizeitpädagog:innen war und sich solidarisierte.

Obwohl wir es gut fanden, dass über die Freizeitpädagog:innen berichtet wurde, fanden wir es doch sehr schade, dass über eine Demo mit 10.000 Menschen zum Thema „Gemeinsame inklusive Bildung für alle, Verbesserung der Lern- und Arbeitsbedingungen in der Bildung“ als gemeinsames Dach aller Organisationen einfach gar nichts berichtet wurde. Das gab uns in der Reflexion einiges zu denken. 

Die nächste Aktion ist bereits am 4.7.! Wir fordern einen Streikbeschluss der GÖD!

Schule brennt schreibt: „Unzumutbare Arbeitsbedingungen, überbordende Bürokratie, Lehrer:innenmangel, fehlende Unterstützungssysteme und Mehrfachbelastungen an Österreichs Schulen führen zu einer weiteren Protestaktion nach dem Bildungsaktionstag vom 15.6. an dem über 10.000 Menschen in ganz Österreich demonstriert haben.

Die gewerkschaftliche Bundesleitung der Pflichtschullehrer*innen aus ganz Österreich tagt am 4. Juli in der GÖD-Zentrale (Schenkenstraße 4, 1010 Wien). Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen fordern einen Streikbeschluss im Rahmen einer Kundgebung.“

Wenn wir dann streiken, wird wohl berichtet werden!

Kerstin Bartel, Pflichtschullehrerin in Wien