Sie fordert angeblich verletzte Gleichberechtigung mit Buben ein, das Kopftuch bei Mädchen sei ein Unterdrückungsinstrument, das Verbot bis zur 8.Schulstufe gehöre in die Verfassung und die Nichteinhaltung sieht Bestrafung vor, wenn ein Elterngespräch zuvor nicht zur Einhaltung führt. Der Klassenvorstand soll das exekutieren ?
Wochenlang ein über die Medien angeheiztes Thema, ausgehend nicht von den Lehrpersonen und Eltern österreichischer Kinder, sondern von Politikerinnen, „die unsere Werte“ verteidigen, der „niederösterreichische Aktionsplan gegen den radikalen Islam“ soll so Mikl-Leitners Ehrgeiz, österreichweit Geltung erhalten.
Kann ein Mädchen nicht das Kopftuch selbstbewusst tragen: ich bin Muslimin?
Darf ein jüdischer Bub seine Kippa tragen? Meine österreichische katholische Mutter hat immer ein Kopftuch getragen.
Als unsere Hauptschule nach dem Krieg einen neuen Turnsaal angebaut bekam mit Umkleide und Duschen, verlangte unser Turnlehrer, dass wir nackt unter die Dusche gehen, das war anfangs mit innerem Widerstreben verbunden, sich vor Familienfremden nackt zeigen. Wenn muslimische Mädchen ihren Körper im Schwimmunterricht anders bedecken, macht das ein Problem?
Bei meinem Betriebspraktikum als Gussputzer waren wir zu Arbeitsende voll Schleifstaub, meine türkischen Arbeitskollegen gingen nie ohne kurze Hose unter die Dusche. Im Kosovo hatten die Frauen im Heilbad immer den ganzen Körper bedeckt. Als Betreuer von Flüchtlingsjugendlichen in unserem Wohnnest habe ich nie einen Burschen nackt gesehen. Ich denke, dass dies auch in der Schule beim Schwimmunterricht, beim Duschen nach dem Sport zu respektieren ist.
Die tradierte Art zu leben, sich öffentlich zu geben, wie kommen wir dazu, dies anzugreifen oder gar als „Angriff auf unsere Werte“ hoch zu stilisieren? Sind wir Angestammte das alles bestimmende Maß? Wenn ich zuweilen nach Wien komme – unserem Völkerbabel – bin ich immer wieder überrascht, mit welcher Vielfalt und Eleganz sich junge Musliminnen kleiden.
Natürlich gibt es auch Probleme, wenn Menschen aus sehr verschiedenen Kulturen sich je ganz anderen Lebensgewohnheiten, -vollzügen gegenüber sehen. Im Standard war am 23.05.25 ein Bericht über den türkischen Psychologen und Soziologen Kazim Erdogan, der in Berlin arbeitet. Vielleicht sollt ihn das österr. Parlament einladen, auch unsere Schulverantwortlichen, das könnte hilfreich sein. Ganz und gar nicht, brauchen wir „einen Aktionsplan gegen den rechten Islam“.
Wir haben einen sehr großen Anteil muslimischer Bürger bei uns, Männer und Frauen, die so viele Arbeitsbereiche abdecken. Unvorstellbar, wir hätten diese Dienste nicht! Und wie dünn wären unsere Schulen besetzt, gäbe es nicht die Kinder und Jugendlichen aus muslimischen Familien. Ja, fleißig arbeiten dürfen sie. Aber leben haben sie nach „unseren Werten“, angepasst zehn Jahre auf die Staatsbürgerschaft zu warten, sie uns hoch zu bezahlen. Gehören sie dann endlich gleichberechtigt zu uns?